DHd Erfahrungsbericht: Svenja Guhr (Universität Göttingen)

Spannende Workshops und Vorträge abgerundet durch eine entschleunigende Schifffahrt

Vom 24. bis zum 29.03.2019 durfte ich als Reisestipendiatin an der 6. Jahrestagung der DHd in Mainz und Frankfurt teilnehmen.

Am größten war die Vorfreude auf die in Mainz stattfindenden Workshops. Abwechslungsreich hatte ich meine Auswahl getroffen und wurde nicht enttäuscht: Im ersten Workshop, angeleitet von Wissenschaftlern der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, wurden praktische Visualisierungstools wie Neo4J, XTriples und Intergraph vorgestellt, die zur Illustration von Datenbanken verwendet werden und neue Blinkwinkel auf Forschungsdaten ermöglichen. Im zweiten Workshop wurde in die Annotations- und Analyseplattform CATMA von der Universität Hamburg eingeführt. CATMA ermöglicht es nicht nur, parallele Annotationen von Forschungsgruppen zu visualisieren und diese somit leichter vergleichbar zu machen, sondern auch eigene Annotations-Tag Sets zu erstellen und diese im Team auszutauschen, was für meine weitere Forschung sehr nützlich sein wird. Außerdem profitierte ich von dem fächerübergreifenden Austausch und den Ideen der anderen Workshop-Teilnehmenden.

Im Anschluss an die Workshoptage fand eines der Highlights der Woche statt: die gemeinsame Schifffahrt von Mainz nach Frankfurt. Auf den Wogen des Mains verlief die vierstündige Fahrt offline und informell, was nach den zwei informationsgeladenen Workshoptagen eine entschleunigende Wirkung auf die Tagungsteilnehmenden hatte. Als dann auch noch die Sonne durch die hessische Wolkendecke brach und das Wasser des Mains in ein gold-schimmerndes Licht tauchte, standen viele staunend am Heck des Schiffes, während andere am Bug die Einfahrt in den zweiten Tagungsort Frankfurt genossen.

Nach zahlreichen vielfältigen Vorträgen in Frankfurt bildete die Keynote von Jana Diesner (Computational Social Science) aus Illinois über das Messbarmachen des Einflusses von Wissenschaft auf die Gesellschaft einen gelungenen Abschluss der Jahrestagung. In ihrem Beitrag schilderte sie neue Ansätze zur Sentimentanalyse und zum Messen von Emotionalität mit Bezug zu realen Alltagssituationen. Sie stellte Methoden vor, durch die anhand von Textdaten sozialwissenschaftliche Theorien überprüft werden könnten. Diese könnten als Ansatz dienen, um umfangreiche Probandenbefragungen zu ersetzen, für deren Durchführung häufig nicht genug Ressourcen zur Verfügung stehen würden.
Durch ihren lockeren Umgang mit niederschlagenden Forschungsergebnissen wurde deutlich, dass sich niemand entmutigen lassen sollte, zur Ergebnisverbesserung weiter an einem Projekt zu arbeiten. Des Weiteren zeigte ihr Vortrag, dass auch im professionellen Kontext mit viel Arbeitserfahrung nicht immer alle erhaltenen Ergebnisse den Erwartungen entsprechen würden. Zudem wurde auf den vielseitigen Nutzen einer gut vernetzten Forschungscommunity hingewiesen, die Möglichkeiten gibt, sich auszutauschen und sich durch Fragen und Diskussionen gegenseitig Anregungen zu geben.

Gerade den letzten Punkt durfte auch ich bei der diesjährigen DHd19 persönlich miterleben.
Das Vorstellen unseres Poster-Beitrages forderte mich heraus, mich intensiv mit dem Projektthema auseinanderzusetzen und Fragen zu beantworten, die ich mir aufgrund meiner Fokussierung auf unseren Forschungsansatz zuvor nie gestellt hatte. Diese interfachlichen Auseinandersetzungen öffneten mir neue Blickwinkel und führten zu kreativen Ideen zur Weiterführung unseres Projektes.

Alles in allem war die DHd19 für mich eine großartige Erfahrung, aus der ich nicht nur Knowledge zu meinen eigenen Schwerpunkten, sondern auch über meinen Forschungsbereich hinaus neues Wissen generieren konnte. Auch freue ich mich über die vielen neuen Kontakte aus der Forschungscommunity, die ich auf der Jahrestagung knüpfen konnte und mit denen ich für den weiteren Informations- und Ideenaustausch in Verbindung bleiben werde.

Mein Dank gilt dem DHd-/CLARIN-D-/DARIAH-DE-Reisestipendienteam, das mir die Teilnahme an der Tagung ermöglicht hat.

 

Geschrieben von : Anastasia Buianova

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